Eines gleich zu Beginn: Es geht!
Variante 1:
Der Hund ist schon Teil der Familie, das Kind kommt dazu.
Oft fängt es so an: Ein Paar zieht zusammen, plant ein gemeinsames Leben.
Die beiden überlegen, ob Kinder Teil dieses Lebensplans sind.
Oft ist die Frage nicht so leicht, oder zumindest nicht sofort zu beantworten.
Was liegt also näher, als sich erstmal einen Hund anzuschaffen, sozusagen als „Probekind“?
Hier erwartet dich:
Und schon teilen die zwei ihr Leben mit einem vierbeinigen Baby. Und der Welpe ist so süß, hilflos, tollpatschig.
Mutter- und Vatergefühle entwickeln sich blitzartig, aber darauf, wie sehr das „Fellbaby“ ihr Leben umkrempelt, waren Mama und Papa nicht ausreichend vorbereitet!
Während man bei Kindern ein paar Jahre Zeit hat, sich auf die Pubertät vorzubereiten, geht beim Hund die Entwicklung rasant vor sich. Der Schritt von „niedlich“ zu „pubertierend“ (mit anderen Worten: ungehorsam, aufsässig, provokant) passiert so schnell, dass man ohne professionelle Hilfe meist hilflos ist.
Man arbeitet schließlich! Und hat einen Haushalt! Man will weiterhin seinen Hobbys nachgehen! Und auf Urlaub fahren!
Da bleibt nicht viel Zeit, sich der Hundeerziehung zu widmen, oder?
Und plötzlich ist das „Baby“ mehr geduldet als geliebt, wird als Belastung empfunden, nicht als Bereicherung.
Kurz gesagt: Der Hund als Babyersatz, oder Probedurchgang funktioniert nicht.
Entscheide dich bewusst für einen Hund – als Hund!
Setze dich mit den Phasen seiner Entwicklung auseinander, bevor er bei dir einzieht!
Sieh ihn von Anfang an als das, was er ist: einen Hund!
Er braucht Zeit, Aufmerksamkeit, Freilauf, Erziehung – und seine Bedürfnisse verändern sich mit dem Alter, genau wie die eines Menschen.
Wenn du all das vorher bedenkst und in deine Entscheidung mit einbeziehst: Wunderbar!
Andernfalls könnte die Geschichte nämlich so weitergehen:
Unser Paar hat inzwischen viel zu tun! Sie ist schwanger, ihr ist dauernd übel!
Er hat Job gewechselt und arbeitet viel. Sie versucht, die Wohnung babygerecht umzugestalten.
Veränderungen überall!
Und der Hund? Er riecht die hormonelle Veränderung durch die Schwangerschaft. Er bekommt die äußeren Veränderungen mit, spürt die Unruhe, die damit einher geht. In der Folge ist er verunsichert, unruhig, kennt sich nicht aus.
Es bleibt wenig Zeit für ihn, er wird immer wieder „abgegeben“, öfter allein gelassen. Die Folge: Er wird „schwierig“!
Oft reicht es dann schon, wenn der Hund knurrt oder in die Luft schnappt, damit er seinen Platz in der Familie verliert.
Wie sonst aber soll der Hund auf seine Überforderung aufmerksam machen?
Hätte unser Pärchen sich die Mühe gemacht (möglichst noch vor der Geburt) mit einem Hundetrainer zu sprechen, hätten die beiden in kleinen, für den Hund nachvollziehbaren Schritten Veränderungen vorgenommen, wäre es nie so weit gekommen.
Dazu gehört unbedingt:
- Gewöhn deinen Hund an ein Trenngitter, noch bevor ein Kleinkind über den Boden krabbelt.
- Richte deinem Hund einen ruhigen Platz in Wohnung oder im Haus ein, an den er sich zurückziehen kann, wenn es zu laut und stressig wird.
- Sorge dafür, dass er an seinem Fressplatz ungestört ist.
- Widme ihm nach wie vor Zeit! Da sind zehn Minuten, die du bewusst mit deinem Hund verbringst besser, als eine Gassirunde, bei der du auf dem Handy tippst und den Hund gar nicht richtig wahrnimmst.
- Halte deinen Hund nicht grundsätzlich von deinem Kind fern, lass ihn von Anfang an am Familienzuwachs teilhaben! Nur so kann sich eine gesunde, liebevolle Beziehung zwischen beiden aufbauen. Natürlich dürfen diese Begegnungen nie unbeaufsichtigt sein,
damit du im Fall des Falles eingreifen kannst, BEVOR etwas passiert.
Wir wissen, Hunde sind Rudeltiere, sie brauchen Struktur, Rangordnung, Erziehung, Zuwendung. Wenn du nicht ganz sicher bist, deinem Hund all das auch durch solche Veränderungen hindurch bieten zu können, dann konzentrier dich lieber ZUERST auf deinen menschlichen Familienzuwachs, und denk danach erst über einen Hund nach.
Leider schaffen es die guten Beispiele (siehe Couchcoaching) nie in die Nachrichten.
Dort hört man vorwiegend von „aggressiven“, „bösen“ Hunden, die Kinder angefallen haben.
Über das liebevolle Miteinander von Hund und Kind, das in einem Hunde-Haushalt stattfinden kann, in dem der Hund artgerecht und liebevoll behandelt und gefordert wird, liest oder hört man kaum etwas.
Dabei kann ein Menschen-Hund-Rudel, das Familienzuwachs in Form eines Babys bekommt, aber auch wunderbar funktionieren!
Schenk deinem Hund Aufmerksamkeit, sorg für hundegerechte Auslastung, gib ihm Rückzugsmöglichkeiten, stell ihm Aufgaben
(siehe: Oh my Dog will spielen), und ihr werdet zu einem großartigen „Familienrudel“ zusammenwachsen!
Variante 2:
Das Kind war zuerst da. Und nun wünscht es sich einen Hund!
Wie schon gesagt, Hunde und Kinder im selben Haushalt, das kann großartig funktionieren, ich kenne viele Beispiele dafür!
Studien belegen, dass Kinder, die in einem Hunde-Haushalt aufwachsen, emphatischer, gesünder und sozialer sind.
Wenn das „Rudel“ gut funktioniert, dann lernen Hund und Kind voneinander und wachsen an der Aufgabe des Miteinanders.
Dafür muss aber das „System Hund“ in seiner Komplexität wahrgenommen werden.
Hinter einem Kind, das sich um „seinen“ Hund kümmert, muss immer ein verantwortungsbewusster Erwachsener stehen, der die Aufgaben rund um den Hund erfüllt – von einem Kind ist das zu viel verlangt.
Natürlich sollte das Kind, das sich den Hund ja gewünscht hat, in die Versorgungsaufgaben mit eingebunden werden! Doch es braucht dabei unbedingt Unterstützung, und die Letztverantwortung muss immer und ausnahmslos bei den Erwachsenen des „Rudels“ liegen.
Die Realität wird – abhängig vom Alter und der Veranlagung des Kindes – sehr oft so aussehen, dass ein Großteil der Arbeit an den Eltern hängen bleibt. Dafür darf es keine Vorwürfe geben, darauf muss man als Elternteil vorbereitet sein.
Mit anderen Worten: Das Kind darf nur einen Hund „bekommen“, wenn die Eltern auch wirklich einen Hund wollen und bereit sind, alle HundeAufgaben zu erfüllen, Punkt.
Denn auch, wenn das Kind nicht wie versprochen einen großen Anteil der „Arbeit“ übernimmt, so wird es doch auch an den kleinen Dingen, für die es Verantwortung übernehmen kann, lernen und wachsen.
Und auch der Hund erfüllt in so einer Konstellation eine wichtige Aufgabe – sein „Job“ ist genau so anspruchsvoll wie der des Kindes: Verantwortung für ein Lebewesen! Hund und Kind lernen voneinander.
Hier sind wir wieder bei den Basics: Dein Hund will einen Job! Je genauer die Jobbeschreibung – umso besser!
Wenn man Kind und Hund vorsichtig und in kleinen Schritten aufeinander zu führt, ist die Chance auf gutes Gelingen sehr hoch!
Hundekurs und Training mit dem Kind als CoTrainer helfen dem Hund, sich seiner Position im Rudel richtig bewusst zu werden.
Das Füttern kann auch Teil der Aufgabe „Hund“ sein.
Gassi gehen, Leinentraining, Suchspiele, die Liste an kindergerechten Hundeaufgaben (mal gemeinsam, aber durchaus auch allein – wobei natürlich die Größe und Körperkraft des Hundes bedacht werden muss!) ist lang und sie Alle stärken die Bindung zwischen Kind und Hund!