Die Kapitel Oh my Dog kommt wie gerufen und Oh my Dog Folge mir haben Abrufbarkeit und Folgsamkeit zum Thema.

Im Folgenden zusätzlich ein paar Details zum Jagen:

1. Wehret den Anfängen!

Viele Hundebesitzer sind mit den Entwicklungsphasen des Hundes nicht vertraut. Sie lassen ihren Vierbeiner frei ohne Leine laufen, denn „er läuft ohnehin nicht weg“. Tut er auch nicht, jedenfalls nicht während der kurzen, engen Bindungsphase beim Welpen und Junghund,  deren Ende gleichzeitig den Beginn der Pubertät markiert. Die Adoleszenz des Hundes ist durchaus mit der des Menschen zu vergleichen: Größenwahn wechselt mit Unsicherheit, Grenzen werden ausgetestet.

Unbemerkt und schleichend entwickelt sich der quirlige Welpe, der alles darf, weil er „ja noch so klein ist“, zu einem frei laufenden Schreckgespenst, das auf kleine Kinder zuschießt, die Katze des Nachbarn verfolgt, Rehen, Hasen und Vögeln nachjagt.

Und hier liegt der sprichwörtliche Hund begraben, denn das Jagdverhalten eines erwachsenen Hundes zu beeinflussen ist wesentlich schwieriger als schon dessen erste Ansätze zu unterbinden!

Sobald dein Hund die Tendenz zeigt, bewegliche Ziele zu verfolgen, Mäuse jagt oder Vögeln nachstellt, musst du eingreifen! Lass ihn an der Leine (hier eignet sich eine Schleppleine!), ruf ihn zu dir, lenk ihn ab! Lob ihn für jedes Ablassen von seinem ursprünglichen Ziel! Beobachte deinen Hund genau und lerne, sein Verhalten zu lesen: Angespannter Körper, starrer Blick in eine bestimmte Richtung, Witterung aufnehmen mit hoch gereckter Nase sind Anzeichen, dass er ein Ziel vor Augen, Ohren oder Nase hat !

Du siehst vielleicht nicht, was dein Hund sieht, du hörst mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, was er hört und du riechst unter Garantie nicht das, was er wittert – aber wenn du sein Verhalten lesen kannst, erkennst du die Zeichen im Ansatz! Kaum ein Hund stürzt völlig ohne Ankündigung davon. Beobachte deinen Hund also und ruf ihn rechtzeitig ab!

Wichtig: Das funktioniert natürlich nicht auf große Entfernung, sondern nur, wenn dein Hund auch in deiner Nähe ist!

 

Ein Hund außer Sicht – und Rufweite ist ein Hund außer Kontrolle!

 

Wenn du in den ersten zwei Jahren konsequent bleibst, unerwünschte Aktionen deines Hundes unterbindest bzw durch andere, wünschenswerte Verhaltensweisen ersetzt, hast du am Ende der Pubertät mit größter Wahrscheinlichkeit einen gut erzogenen, jederzeit abrufbaren Hund. 

Das wäre der Idealfall – was aber nicht bedeutet, dass man sich mit unerwünschtem Verhalten des Hundes abfinden muss, nur weil man in den ersten zwei Jahren verabsäumt hat, mit dem Hund zu arbeiten.

Hier einfach aufzugeben, und nach dem Motto „Er erwischt ohnehin nichts!“ zuzulassen, dass der Hund Wald, Wiese und Nachbarschaft unsicher macht, ist kein akzeptables Verhalten, denn als Hundehalter trägt man nun mal – rechtlich und moralisch gesehen -Verantwortung. Der Hund versteht nicht, warum sein Verhalten nicht erwünscht ist! Es liegt immer und ausschließlich an seinem Menschen, ihn zu korrigieren.

 

2. An einem Strang ziehen!

Alle Mitglieder eines Haushalts, die an der Hundeerziehung beteiligt sind, sollten dieselben Ziele verfolgen!

Wenn Mama „Nein!“, sagt, dann darf Papa nicht „Lass ihn doch!“ sagen!

 

3. Die gute alte Konsequenz!

Ich wiederhole mich ungern, aber Konsequenz ist das Um und Auf bei diesem wie bei jedem anderen Hunde-„Problem“! Du arbeitest an der Abrufbarkeit des Hundes und dein Partner lässt ihn jagen, weil er „ja sowieso nichts erwischt“? Wie soll der Hund denn da abspeichern, was richtig ist?

Leute! Alles geht! Mit Konsequenz!!!

Inkonsequenz bei der Korrektur von Jagdverhalten kann viele unangenehme Folgen haben. Vergiss nicht, dass ein Hund im Jagdfieber nicht nur sich selbst, sondern auch andere gefährdet, wenn er zum Beispiel eine stark befahrene Straße überquert!

Manche Hunde verfolgen laufende Kinder, Fahrradfahrer, Skateboarder, Katzen! Auch wenn er „nichts tut“: Willst du dafür verantwortlich sein, dass ein erschrockenes Kind sich beim Sturz vom Rad verletzt? Ein schlechtes Gewissen oder eine gute Ausrede helfen dann auch nichts mehr!

Zuletzt noch einmal zu dem oft genutzten Spruch „Er erwischt ja ohnehin nichts“:

Möglich. Aber bis er das einsieht und umkehrt, verursacht er einem Reh, Hasen oder Fuchs extremen Stress!

Die panische Flucht vor einem gut genährten, starken Hund kostet Wildtiere viel Energie! Sie brauchen diese aber (vor allem im Winter!) dringend für den täglichen Kampf ums Überleben und die Futtersuche!

Abschließend noch ein Detail, das nicht die Gesundheit des Opfers, sondern des Täters betrifft – sozusagen: Beim Hetzen und Jagen werden im Körper des Hundes die Stresshormone Adrenalin und Kortisol in hoher Konzentration ausgeschüttet, was sich schädlich auf den Organismus und nachweislich lebensverkürzend für ihn auswirkt!

Also, für Mensch und Tier in deiner Umgebung, für deinen Hund und für dein gutes Gewissen:

Versteck deinem Hund Leckerli im Wald und such sie mit ihm gemeinsam! Spiel mit ihm Verstecken! Lass ihn Slalom um deine Beine gehen! Kurz: Stell ihm Aufgaben und fordere damit immer wieder seine Aufmerksamkeit ein! Und lobe und belohne deinen Hund für jede noch so kleine Kleinigkeit, die er gut macht! Auch für Dinge, die dir schon selbstverständlich erscheinen! Das stärkt sein Selbstbewusstsein und lenkt seine Konzentration auf dich und nur auf dich!

Und das ist gutes Training für euch beide!!
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