Neben seiner Körpersprache ist natürlich auch die Stimme ein wichtiges Instrument deines Hundes, um sich auszudrücken!
Das Bellen ist eine Variante des stimmlichen Ausdrucks, die manchmal Probleme schafft.
Bellen kann vieles sein:
- Große Freude oder Aufregung.
- (begründetes) Alarmsignal, wenn jemand das Revier betritt
- oder wenn sonst etwas nicht stimmt.
In jedem Fall ist Bellen ein wirksames Mittel, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken!
Wenn das Bellen zum Problem wird
Szenario 1:
Du trainierst mit deinem Hund „Alleine bleiben“, und stellst überrascht fest, dass dein sonst ruhiger Vierbeiner zur Heulboje – oder „Bellboje“ – wird, wenn er Angst hat, verlassen zu werden.
In diesem Fall nützt du am besten eine kurze Bell-Pause, um wiederzukommen: Gutes Timing ist wichtig, um den Hund nicht darin zu bestätigen, dass es das Bellen war, das dich zurückgeholt hat. (siehe: Oh my Dog hat ein Problem, Alleine bleiben)
Szenario 2:
Jedes Läuten an der Tür oder der Sprechanlage wird verbellt?
Dein Hund darf durchaus mal kurz melden, wenn es läutet. Falls aber die Pizzalieferung ununterbrochenes Keifen bewirkt, das du nicht stoppen kannst, gilt es Maßnahmen zu setzen. Reagiert dein Hund nicht auf Kommandos wie „Aus“ oder „Genug“, dann „nimm ihn aus dem Spiel“: Schick ihn in ein Zimmer weit weg von der Eingangstüre und lass ihn dort, bis die Action vorbei ist. Manche Hunde sind einfach überfordert mit neuen Situationen und man tut ihnen und sich selbst keinen Gefallen, wenn man sie gewähren lässt.
Hier erwartet dich:
Szenario 3:
Das Gebell nimmt auch kein Ende, wenn Besuch eintrifft?
Auch hier gilt: Vorausschauend deeskalieren. Lass deinen Hund in einem möglichst weit vom Eingang entfernten Raum warten, bis alle Gäste Platz genommen haben und die Unruhe des Begrüßens, Mantel-Ablegens etc. vorbei ist. Wenn nun noch der Hund, sobald er hereingelassen wird, gar nicht oder nur ganz ruhig begrüßt wird, dann legt sich die Aufregung von selbst und wird auch von Mal zu Mal geringer werden.
Eine andere Möglichkeit, Revierstress gleich gar nicht aufkommen zu lassen: Du bittest deine Gäste, vor der Tür zu warten, gehst mit deinem Hund zum Begrüßen hinaus und ihr kehr dann gemeinsam mit den Gästen zurück in die Wohnung bzw. das Haus. Dein Hund muss lernen zu verstehen, dass die Entscheidung, wer das gemeinsame „Revier“ betreten darf, ausschließlich bei dir liegt. Hat er das abgespeichert, kann er die Kontrolle abgeben und fühlt sich auch nicht mehr überfordert. Kein Stress – kein Bellen!
Szenario 4:
Der Garten wird keifend verteidigt? Dein Hund verbellt jeden, der vorbei geht?
Jedes Mal, wenn er auf den Zaun zuschießt, um „sein“ Revier zu verteidigen, ist das für dich eine gute Gelegenheit, das Abrufen zu trainieren. Kommt er auf dein „Hier!“ oder „Zu mir!“, obwohl gerade jemand draußen vorbeigeht, wird er kräftig gelobt und bestätigt. Bis dein Hund eindeutig begriffen hat, dass ein außerhalb des Grundstücks vorbeigehender Mensch oder Hund kein Anlass für einen Tobsuchtsanfall sein darf, sollte er nicht ohne Aufsicht im Garten sein.
Szenario 5:
Dein Hund verbellt beim Spaziergang jeden Artgenossen?
Hier geht es um deine schnelle Reaktion – beobachte deinen Hund genau. Ruf ihn beim Namen, stell Leckerli in Aussicht (in der Liebe und in der Hundeerziehung ist alles erlaubt ;-)) und versuch so, ihn abzulenken, noch bevor er zu bellen beginnt! Falls dein Hund nun mit Blick und Aufmerksamkeit bei dir bleibt und den anderen ohne Bellen ziehen lässt, gibt es großes Lob und Leckerli.
Szenario 6:
Dein Hund verbellt alles, was sich bewegt, wenn er sich allein im Auto befindet?
Unsichere Hunde, die das Auto nicht als sicheren Rückzugsort empfinden, werden häufig zu „Autokeifern“. Dagegen hilft oft eine Box – eine „sichere Höhle“ – in die er sich zurückziehen kann. Zusätzlich kannst du noch ein leichtes Tuch als Sichtschutz darüberbreiten. Manche Hunde nehmen von sich aus die Box als Hilfsmittel nicht an. Sie sind überfordert aber können sich nicht selbst „aus dem Spiel nehmen“. Das ist dein Job. Erkenne, ob dein Hund mit einer Situation überfordert ist und hilf ihm, eine Möglichkeit zu finden wie er sich entspannen kann. (siehe: Oh My Dog was brauchst du, Schlafplatz, Gewöhnung an die Box)
Szenario 7:
Du weißt gar nicht, welchen Abschnitt du zuerst lesen sollst, denn dein Hund bellt von früh bis spät, überall, aus jedem Grund oder ohne Grund?
Vielleicht blendest du selbst es schon aus, aber merkst es an den Nachbarn, deren Blicke immer unfreundlicher und den Freunden, deren besuche seltener werden?
Oft reagieren Hundehalter erst, wenn das Problem schon enorme Ausmaße angenommen hat. Fehlverhalten, das du schon im Ansatz erkennst, lässt sich vergleichsweise viel leichter und schneller korrigieren!
Bellen ist, wie eingangs gesagt, ein „Werkzeug“ deines Hundes, das er benützt, um Aufmerksamkeit zu erregen.
Auch wenn du auf den Einsatz dieses Werkzeuges ungehalten oder sogar wütend reagierst, wertet dein Hund das als Aufmerksamkeit, mit anderen Worten: er hat sein Ziel erreicht! Mit Schimpfen oder Bestrafung zu reagieren, ist also nicht zielführend!
Kann es sein, dass deinem Hund langweilig ist? Dann gib ihm Aufgaben! Bestätige ihn für jede stille Sekunde! Gib ihm neues Verhaltensrepertoire mit dem er sich ausdrücken kann. Mach ihn müde! Finde die Beschäftigung die ihn so auslastet, dass er auf die unerwünschte Ausdrucksform des Dauerbellens nicht mehr angewiesen ist (siehe: Oh My Dog will spielen).
Bellen stellt nicht nur so ziemlich überall eine Lärmbelästigung für Mitmenschen dar, es bedeutet auch, dass der Hund sich in einem Alarm- und Stresszustand befindet, der auch für ihn auf Dauer nicht gesund ist. Natürlich gibt es Rassen die mehr und andere, die weniger zu übertriebenem Bellen neigen. Grundsätzlich sind es aber eher gestresste und unterbeschäftigte – also gelangweilte – Hunde, die durch stimmliche Überreaktionen kompensieren. Das Bellen an sich ist ein normales und probates Ausdrucksmitte des Hundes, es gilt also, ihm zu zeigen, in welchen Situationen es nicht angemessen bzw. übertrieben ist.
In den USA gab es im September 2017 ein drastisches Urteil eines US Gerichts. Ein Paar wurde verurteilt, ihre Hunde einer „Debarking“- Operation zu unterziehen. Dabei werden Hunden Teile ihrer Stimmlippen operativ entfernt.
So drakonische Maßnahmen sind zwar in der EU verboten, doch auch in unseren Breiten werden Hunde ausgesetzt und im Tierheim abgegeben, „weil sie bellen“.
Jedes unerwünschte Verhalten des Hundes kann durch Training beeinflusst werden! Kein Hund ist „perfekt“, ebenso wenig wie wir Menschen und Hundehalter es sind! Aber wenn du mit deinem Hund gemeinsam bewusst an Eurem Sozialverhalten arbeitest, wirkt sich das nicht nur harmonisierend auf das Verhältnis zur anderen, Hund-losen Hälfte der Welt aus, sondern stärkt auch die Bindung zwischen dir und deinem Hund! Eine klassische Win-Win-Situation !
Zum Abschluss nun noch die „Umkehrfrage“ ;-):
Wie trainiere ich Bellen auf Befehl?
Um deinem Hund das Bellen auf Kommando beizubringen eignet sich die Technik des „Capturing“ (siehe: Technik „Capturing“) (siehe: Trick „Speak“)
„Capturing“ bedeutet „festhalten“ oder „einfangen“ – hier ist der Augenblick gemeint, in dem dein Hund das erwünschte Verhalten – in diesem Fall also: Bellen – zeigt. Wann immer dein Hund also bellt, gibst du ihm sofort das passende Kommando (Ich arbeite mit „Speak!“) und bestätigst es mit einem Leckerli. Die Verknüpfung passiert mit der Zeit automatisch, wie lange es dauert, hängt von der Lerngeschwindigkeit deines Hundes und – wie immer 😉 – von deiner Konsequenz ab! Am besten in einer Situation, in der ein Bellen deines Hundes zu erwarten oder vorauszuahnen ist, drehst du die Sache dann um: Du rufst „Speak!“ Nun sollte der Hund von sich aus bellen. Falls es beim ersten Mal noch nicht klappt, ist die Verknüpfung noch nicht fest genug etabliert, also weiter üben und auf das Bellen mit dem Kommando „Speak“ und folgender Belohnung reagieren, bis zum nächsten Versuch! Wenn der Hund zu ersten Mal auf dein Kommando wirklich bellt: Partyyyyyy ! Loben, Leckerli, großes Juhuuu!