Instagram, meine FundGrube für interessante HundeMenschen! 

Ich habe eine Hündin mit einer generalisierten AngstStörung und traumainduzierten multiplen Besonderheiten, deren AssistenzMensch ich bin.  Ich passe auf, dass sie keinen zu großen, für sie nicht erträglichen Belastungen ausgesetzt ist. Ich helfe ihr, ihren Alltag zu bewältigen. Die kleinsten, für andere Hunde selbstverständlichen Dinge, stellen für Alissa eine große Herausforderung dar. Wegen ihrer autistischen Züge ist ihr TagesAblauf immer möglichst ähnlich aufgebaut, alles, was von der Norm abweicht, ist schwierig für sie.

Auf Instagram bin ich auf den Account einer junge Frau gestoßen, die einen Assistenzhund in Ausbildung hat. https://www.instagram.com/lex_barker_the_aussie/ Also, in ihrem Fall ist nicht der Mensch der, der hilft, sondern Hilfe bekommt. Auch in ihrem Blog https://www.lex-barker.info beschreibt sie den mitunter holprigen Weg, den sie mit ihrem „PuberTier“, wie sie Lex liebevoll nennt, beschreitet.

Hier ist ihr GastArtikel:

Lex Barker – ein Themenmischmasch, oder wie man seinen eigenen Weg findet…

Mein Held Lex. Eigentlich ist Lex Barker, ja genau der Lex Barker, der Old Shatterhand, aus genau einem Grund bei mir eingezogen: als mein Assistenzhund. 

Wahrscheinlich lesen viele von euch jetzt zum ersten Mal das Wort Assistenzhund.
Klar, Blindenführhunde sind geläufig, Such- und Rettungshunde auch. Aber Assistenzhunde? Das sind Hunde, die (selbst-)ausgebildet werden, um ihre Menschen zu unterstützen.
Einen Beitrag zum Thema Assistenzhunde schreiben? Gerne, … doch wo beginnen?
Assistenzhunde, Hunde, die ihre Menschen beim Alltäglichen unterstützen, sind in Deutschland fast völlig unbekannt. Es gibt daher keine gesetzlichen Regelungen und Vorgaben was Ausbildung und Prüfung angeht. Es ist ein Thema ohne Boden. Ein Haifischbecken. Ein Ort voller schwarzer Schafe. Unübersichtlich, unergründlich. Doch so ungemein wichtig! Assistenzhunde sind „Hilfsmittel“ wie Blindenführhunde auch, die Menschen mit verschiedenen Erkrankungen bzw. Einschränkungen unterstützen. Um es auf das Einfachste herunter zu brechen, es sind Krücken, Rollstühle, Brillen, Gipsbeine, Hilfsmittel für meist unsichtbare Erkrankungen. Helfer auf vier Pfoten, die Aufgaben ausführen, die meistens nicht offensichtlich sind, damit aber ihren Menschen wahnsinnig viel unterstützen.

Es ist also elementar, einen als Assistenzhund gekennzeichneten Hund absolut in Ruhe zu lassen! Unter Umständen hängt von der Aufmerksamkeit des Hundes das Leben des Halters ab! Also Hände, Augen und Mundwerk bitte bei euch behalten. (Es ist mir sehr wichtig, das zu erwähnen. Danke!)

Ich habe eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung, schwere Depressionen, eine oder mehrere Persönlichkeitsstörungen – so genau weiß man das noch nicht – ich habe Angst- und Panikattacken.
Bevor Lex eingezogen ist, bin ich nicht mehr aus meinem Haus gegangen. Allein schon das Geräusch des Postautos hat mich in Panik versetzt.

Schnell stand allerdings fest, Lex ist ein „frühpubertärer Schnösel“!
So hat es unsere Trainerin treffend ausgedrückt.
Der Tanz mit dem Pubertier begann also schon recht früh und recht heftig.
Aufgrund meiner Einschränkungen und einiger wirklich blöder Erlebnisse in Lex‘ Welpenalter, haben wir eine Vielzahl an Baustellen. Erschwerend wird Lex, zu seiner absoluten Feinfühligkeit meiner Stimmung gegenüber, auch noch oft genug von seinem eigenen Hormonchaos geschüttelt. Denn, ähnlich wie beim Menschen, trifft diese Gehirnverwirrung auch den Hund. Mal mehr, mal weniger stark. Gut, bei uns ist es eher stärker. „Na, wieder lecker Mädchen in der Nase?“ Augen zu und durch.
Wenn er morgens schon kläfft, weil es irgendwo im Haus knarzt.
Tief durchatmen, wenn er sich wieder mit mir anlegt und wir unserer Kräfte messen.

Bevor wir jedoch mit seiner eigentlichen Ausbildung beginnen können, muss Lex alltagstauglich sein! Sprich leinenführig, ein gewisser Grundgehorsam, etc. pp.
Nun, da liegt der Knackpunkt.
Es kommt immer wieder irgendetwas, das uns von unserem Weg abdrängt, uns Steine, Berge, oder ganze Gebirgsketten vor die Füße und Pfoten schmeißt.
Lex ist sehr gelehrig, begreift schnell, ebenso schnell aber auch Unarten.
Nimmt meine Stimmung auf und spiegelt sie wieder.
Dazu unsere blöden Erlebnisse, die wie die Geier über uns kreisen.
Es gelingt uns ganz gut, Steine, Berge und Gebirgsketten zu erklimmen.
Genauso gut gelingt es uns aber auch, über diese Steine zu stolpern, die Spitze des Berges nicht ganz zu erreichen oder, auf halbem Weg die Gebirgskette hoch, in eine Felsspalte oder gar in einen unterirdischen Fluss zu stürzen – der uns natürlich wieder am Fuße des Gebirges, oder irgendwo kilometerweit vorher ausspuckt. Manchmal kann man es abschütteln und einfach weiter machen wo man aufgehört hat, manchmal nicht. Und manchmal verharrt man tagelang in einer Art Starre.
Man zweifelt an sich, am Weg, an Entscheidungen und letztlich auch am Hund. Man sieht, ohne zu sehen. Ohne handeln zu können. Man ist der Situation ausgeliefert. Dann besinnt man sich irgendwann wieder auf das Ziel. Sei es durch gutes Zureden von außen, oder weil ich es diesen treuen blauen Augen einfach schuldig bin.

Denn alles was zählt, ist das eigene Tempo, ohne Druck, Schritt für Schritt.
Der Weg zum Ziel ist niemals gerade. Rückschläge, Rückschritte, das alles gehört dazu – lässt uns wachsen und zusammener, teamiger werden. Was ich machen kann? Der beste Halter für meinen Hund zu sein, den er haben kann. Ich kann lernen, an meinen Schwachpunkten zu arbeiten und diese zu meinen Stärken machen. Hilfe annehmen, Hilfe in Anspruch nehmen und immer daran denken: ZEIT und eigenes Tempo. Es sind unsere Umstände und unsere Schwierigkeiten.
UNSERE Steine, Berge und Gebirgsketten, die wir überwinden müssen. Niemand kann es uns abnehmen, aber auch niemand weiß, wie es sich für uns anfühlt. Blickt man zurück, sieht man aber auch schon diese vielen Kleinigkeiten, diese vielen kleinen Kurven und Schlenker, kleinere Gebirgsketten und große Hügel, die man schon bezwungen hat. Denn irgendwie ist auch schon der Weg das Ziel – klingt blöd, banal, sprichwörtlich aber es ist so wahr. Auf dem Weg findet man zu sich selbst, zu den Dingen, die zählen. Man lernt, was wichtig und was unwichtig ist. Lernt zuzuhören. Lernt zu vertrauen.

Man wächst und lernt gemeinsam. Das braucht Zeit und Geduld. Alles im eigenen Tempo.
Es ist ein sehr harter Weg, aber auch ein Weg, den es lohnt zu gehen. Während ich diese Worte schreibe, stecke ich selbst wieder in einer dieser Felsspalten. Ich hadere mit mir.
Weiter machen?
Bin ich wirklich genug?
Bin ich die Richtige für Lex?
Ist es wirklich die Pubertät, oder ist es meine Unfähigkeit?
Ist es eine Mischung aus beidem? Wir müssten weiter sein? Wer kann und darf das überhaupt beurteilen? Die Außenwelt macht mir nach wie vor schwer zu schaffen.
Einen pubertären Jungrüden an der Leine vor mir herumspringen zu haben macht es nicht besser! Die Blicke und Kommentare mancher Menschen einmal außer Acht gelassen.
Was ich machen kann, was ich Lex schuldig bin, ist, mich intensiv mit den Themen Hund, Ausdrucksverhalten und Kommunikation auseinander zu setzen – das braucht Zeit!
Lernen, was er mir sagen möchte. Ich weiß, er reagiert sehr sensibel auf mich, er spürt meine Angst, weiß sie aber noch nicht richtig zuzuordnen – das braucht einen klaren Kopf!
Auch das ist etwas was Lex nicht von außen beigebracht werden kann.
Dazu diese vielen interessanten Gerüche, andere Hunde, die plötzlich zu Konkurrenten werden. Dann wiederum Hunde die alles andere als Konkurrenten sind. Es liegt an mir, ihm zu sagen, wie er damit umzugehen hat. Manchmal nimmt er meine Korrektur an, manchmal zeigt er mir die Zähne und pfeift auf mich – meist an Tagen, an denen er morgens schon kläffend aufwacht. Oder ich schon kläffend aufwache. Das Ziel fest vor Augen haben. Bewusst werden, bewusst sein, bewusst handeln.
Manchmal ist es frustrierend und es scheint ein unendlich langer Weg. Aber er lohnt sich! Es sind so viele Kleinigkeiten im Alltag, bei denen er mich schon so unheimlich gut unterstützt.
Der Moment, in dem er sich nach einem anstrengenden hormongetränkten, depressiven Tag an mich kuschelt, tief seufzt und einschläft, löst so ein unheimliches allesumfassendes Glückgefühl, Liebe und Zuversicht aus. Macht mich stark, die kleinen Dinge zu sehen. Sie wirklich wahrzunehmen. Ich freue mich über jedes Mal wo er nicht bellt, wenn es an der Tür klingelt. Denn das ist, was wir uns erarbeitet haben. Ich freue mich, wenn mein Mann nach Hause kommt und Lex ihn nicht im Galopp von den Füßen holt, sondern im Flur sitzt und wartet, mit seiner Rute einmal sämtlichen Staub aufwirbelt, ABER sitzt und wartet. Ich freue mich über jeden Meter, den wir an entspannter Leine zurücklegen. Ich freue mich über jeden Radfahrer der unbehelligt an uns vorbeikommt.
Es sind die kleinen Dinge, auf die ich mein Augenmerk lenke.
Es sind unsere Erfolge.
Niemand darf die kaputtreden, denn es ist unser Tempo, unsere Zeit und unser Ziel. Wir erreichen es, mit allen Facetten.
‚Einfach‘ ist langweilig – ‚einfach‘ kann jeder.
Tränen, Wut, Frust, Verzweiflung.
‚Einfach‘ würde mich nicht so massiv zum Umdenken und reflektieren zwingen.

Gruß,

Christiane & Lex Barker 

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